Heute knüpfe ich an meinen letzten persönlichen Blog „Es ist nicht alles Gold was glänzt – Ich bin auch nur ein Mensch“ an.
Das Thema dieses Artikels ist ein Herzensthema von mir: Familienunternehmen.
Die Geschichte unseres Unternehmens begann 1995, mit dem Mut meiner Mutter, das Finanzamt, nach 28 Jahren zu verlassen und sich mit 0 Mandanten und 0 Mitarbeitern in meinem Elternhaus im alten Spielzimmer meines Bruders und mir, als Steuerberaterin selbstständig zu machen. Ihre Motivation war „es anders“ zu machen wie die Steuerkanzleien, die sie als Betriebsprüferin im Außendienst oft gesehen hat. Sie dachte: „Das kann ich besser!“
Tradition
Die Geschichte von Familienunternehmen in unserer Familie hat allerdings schon Tradition. Meine Großeltern, Elisabeth und Rudolf Wolf hatten eine familiär geführte Metzgerei in den Quadraten I,1 in Mannheim. Auch meine Patentante und ihr Mann hatten gemeinsam eine Tierklinik und waren freiberuflich aufgestellt. Mein Bruder Uli Wolf ist als selbständiger Rechtsanwalt in Stockstadt am Main tätig. Anscheinend liegt es also in meinem Blut, denn laut Aussage meiner Mutter sagte ich schon mit circa sechs Jahren: „Mama, ich werde mal Chefin!“. Na, da wusste ich schon früh, was mal aus mir werden sollte..
Meine Mutter schenkte mir nach bestandener Steuerberaterprüfung in 2004, 50 % ihrer Kanzlei mit den Worten: „Hier hast du 50 % der Kanzlei. Wir machen das jetzt gemeinsam.“ Damals waren wir nur zu viert in der Kanzlei und ich wusste nichts von Unternehmertum, Mitarbeiterführung, unternehmerischem Wachstum oder persönlicher Weiterentwicklung. Damit kam ich tatsächlich erst wesentlich später in Berührung. Genauer gesagt in 2011, als ich nach der Geburt meiner wundervollen Kinder, Amelie und Jonah, mittlerweile 17 und 15, wieder zu 100 % in die Kanzlei zurückkam. Für die dreieinhalb Jahre Elternzeit, die meine Eltern meinen Kindern und mir zeitlich und finanziell ermöglicht haben, werde ich ihnen mein Leben lang dankbar sein! An dieser Stelle noch mal: DANKE!
Veränderung
Was hat sich seit 2011 verändert: sehr, sehr viel!
Ich würde sagen, vor allem ich mich selbst, als Mensch, als Führungskraft, als Steuerberaterin, als Entwicklungspartner für meine Mandanten und als Unternehmerin. Denn damals hat meine Entwicklung, in Bezug auf Persönlichkeitsentwicklung, Coaching, Unternehmertum begonnen und ich bin noch immer auf der Reise. Denn aus meiner Sicht ist man als Mensch und Unternehmer/in damit nie am Ende. Hier passt das Sprichwort zu 100 %: der Weg ist das Ziel!
Aber zurück zu meinem Familienunternehmen, auch 2012 haben wir Vieles verändert:
- Wir haben ein Sekretariat eingeführt – früher hat meine Mutter tatsächlich jedes Telefonat angenommen, aus heutiger Sicht unvorstellbar!
- Feste Telefonzeiten, gleichbleibende Sachbearbeiter, Einführung von Prozessen, Struktur und Standards und Digitalisierung.
- 2014 haben wir das Erdgeschoss der Waldstraße umgebaut, tatsächlich war dort, wo heute der Empfang, das Besprechungszimmer und die Kanzleiküche ist eine Pizzeria.
- 2016 war auch ein spannendes Jahr, indem ich das erste Mal mit Umsatzziel für mein Team und mich gearbeitet habe. Die Ziele waren immer ambitioniert und zugleich machbar. Der Kommentar meiner Mutter damals: „Rhena, du bist verrückt, das geht nicht das das funktioniert nicht….!“ Dieser Kommentar wird dieses Jahr zum 8. Mal widerlegt!
Ich übernahm immer mehr Führungsverantwortung, begann mit meiner Business Coach Ausbildung und meine Mutter und ich wurden bei der Nachfolge durch einen professionellen Coach begleitet. Hier gibt es auch eine „lustige“ Geschichte: Zu diesem Coaching sind wir zwei Tage nach Berlin gefahren, auf der Fahrt sagte meine Mutter: „Was machen wir denn zwei Tage dort mit einem Coach?“ … am Ende dieser zwei Tage, waren wir überglücklich, hatten 14 Flipcharts vollgeschrieben, über unsere unterschiedlichen Rollen (Mutter, Tochter, Geschäftspartnerinnen) gesprochen und Klarheit geschaffen, wie wir sie in Zukunft leben wollen und zum Schluss mit Champagner angestoßen.
Dann kam COVID, zwei Dinge sind aus meiner Sicht wichtig: persönlich ist diese Zeit für mich wie „nicht vorhanden“, da gefühlt so wenig „gelebt“ wurde. Und zugleich bin ich unglaublich dankbar für mein Team, denn wir haben „wie auf einer Insel gelebt“. Wir haben alle gemeinsam beschlossen so weit es ging weiter in die Kanzlei zu kommen und so möglichst viel Alltag zu leben. Wir haben in dieser schwierigen Zeit zusammengehalten und uns bestmöglich um unsere Mandanten gekümmert, dies war auch dadurch möglich, weil wir davor schon so digital aufgestellt waren.
Vorteile eines Familienunternehmens
Hier wurden die Qualitäten und Vorteile eines Familienunternehmens spürbar und sichtbar: Zusammenhalt, Vertrauen und ein großes Zugehörigkeitsgefühl „Unternehmensfamilie“ eben. Das ist für manche Menschen, wenn sie an ihren Job denken, undenkbar, für andere ist es eine Bereicherung und Motivation. Ich zähle zu der zweiten Sorte.
Entwicklung
Und weiter geht es: 2022 haben wir die Kanzlei um unseren DENKRAUM erweitert, in dem wir unsere wöchentlichen Teammeetings, unsere monatlichen Kanzleientwicklungstage und Mandanten Veranstaltung abhalten. Wer diese noch nicht kennt, kommt sehr gerne auf einen Kaffee vorbei, dort kann man wundervoll arbeiten! Und sie können auch angemietet werden.
Im aktuellen Jahr hat meine Mutter mir weitere 49 % ihrer Anteile übertragen, mit 73 Jahren und unglaublichen 57 Jahren Arbeitsjahren, ja wirklich, sie hat tatsächlich mit 16 ihre Ausbildung beim Finanzamt angefangen und geht nun langsam in Ruhestand, beziehungsweise Unruhestand. Mein Vater, mit 74 Jahren unterstützt uns auch täglich noch mit Rat und Tat.
Dankbarkeit
Ich bin für so vieles in meinem Leben dankbar und möchte diesen Blog nutzen, um Danke zu sagen. Danke für meine Eltern, die mir nicht nur in der Kanzlei ein Fundament fürs Leben mitgegeben haben, sondern immer für mich da sind und waren, es hätte nicht besser sein können – DANKE!
Danke für meine Kinder, die ich über alles liebe und immer für sie da sein werde, auch wenn die „Puber-TIERE“ manchmal eine echte Herausforderung und zugleich der beste Spiegel für mich sind. Meine Kinder haben es allerdings auch nicht leicht, denn die Armen wissen wahrscheinlich mehr über Steuern als 99% ihrer Altersgenossen, letzte Woche zum Beispiel habe ich im Auto 5 Minuten über Steuerklassen referiert, die Begeisterung meiner Teenager hielt sich in Grenzen. Fast 20 Jahre Steuerberaterin prägen einfach…
Für mein tolles Team bin ich auch sehr dankbar, denn ohne sie wäre ich auf keinen Fall da, wo ich heute bin! Danke, dass ihr unsere Mandanten und mich so großartig unterstützt und mich jeden Tag auch fordert, damit wir gemeinsam besser werden.
Für alle Coaches, Trainer und Partner, die mich zu einem besseren Menschen, Mama, Freundin, Führungskraft, Steuerberaterin und Unternehmerin machen und gemacht haben!
Für mein Netzwerk, denn „Kooperation schlägt Einzelkämpfer“.
Und last but not least DANKE an unsere Mandanten, mit denen ich teilweise schon über 20 Jahre zusammen arbeite, die mir vertrauen, uns wertschätzen und wir uns auf Augenhöhe mit Respekt begegnen und so gemeinsam wachsen.
Vielen Dank, euch allen!
Auf die kommenden 25 Jahre unseres Familienunternehmens Wolf & Wolf
Blogbeitrag geschrieben von
Rhena Wolf